Wenn ein Produkt, ein Gedanke oder sogar eine Tat nicht auf den Prüfstand gestellt wird, kann man sie nicht ehrlich beurteilen. Mithilfe einer Prüfung erkennt man, ob die notwendigen Anforderungen erfüllt werden oder nicht. Die Prüfungen Gottes haben jedoch einen bedeutenden Unterschied gegenüber den Prüfungen dieser Welt. Wenn Gott uns prüft, prüft Er nicht unsere eigenen Kompetenzen, sondern Er prüft die Tiefe und Stärke unseres Glaubens an Ihn!
Mir scheint, dass Prüfungen oft als etwas Negatives und Schwieriges angesehen werden. Wir würden ihnen aber ganz anders begegnen, wenn wir im Herzen wüssten, dass wir die Prüfungen unseres Lebens mit Gottes Hilfe und Seinem Beistand siegreich überwinden und an ihnen wachsen können! Für mich ist jede neue Prüfung ein neues Abenteuer. Wieder eine Möglichkeit, Gottes Wirken neu zu erleben. Es sind unsere Erfahrungen mit Gott, die unseren Glauben stärken. Mit jedem Sieg wird ein weiterer fester Stein in die „Mauer des Glaubens“ gelegt. Die Kraft und Wahrheit des Wortes Gottes wird erneut bestätigt!
Ich bin erst im Alter von 26 Jahren zum Glauben gekommen und hatte dementsprechend schon einiges vom Leben ohne Jesus erlebt. Umso deutlicher war für mich der Unterschied zwischen dem „vor Jesus“ und dem „nach Jesus“. Aus dem esoterischen Wunschdenken, dass es irgendwie mehr geben muss als das alltäglich Sichtbare, fand ich die Gewissheit der wahren „natürlich-übernatürlichen“ Beziehung zum Schöpfer des Himmels und der Erde – Jesus Christus. Jesus hat meine kühnsten Träume und Hoffnungen weit übertroffen! Die Sehnsucht nach einer Wahrheit, die über das hinausgeht, was auf natürliche Weise erfahren werden kann (die ich heute als die von Gott gegebene Sehnsucht nach Ihm selbst erkenne), wird in der Beziehung zu Jesus vollkommen erfüllt. Er ist nicht nur „eine Wahrheit“, Er ist lebendig und erfahrbar. Er ist „die Wahrheit“ und das Leben selbst!
Meine erste Prüfung kam ein paar Monate, nachdem ich Jesus in mein Herz eingeladen hatte – mit anderen Worten, nach meiner Wiedergeburt. Eines Tages hörte ich eine Stimme, die sagte: „Dan, geh nach Europa!“ Ich drehte mich um, aber es war niemand da. Mir wurde klar, dass Gott gesprochen hatte. Ich spürte keine Angst. Obwohl es eine einzigartige Erfahrung war, schien es ganz normal und passend, als ob ich denjenigen, der gesprochen hatte, gut kannte – und Er kannte mich! Mit großer Freude – aber auch mit etwas Angst und Unsicherheit – löste ich in den nächsten Wochen meinen Haushalt auf und bestieg mit einem Koffer, einer Brieftasche und meiner Gitarre ein Flugzeug nach Deutschland.
Dank dieser positiven Antwort auf diese Prüfung Gottes kann ich auf mehr als 40 Jahre gesegneten und wirksamen Dienst am Leib Christi in Deutschland und anderen Ländern Europas zurückblicken. Wer hätte das gedacht? Wer hätte gedacht, dass ich hier in Deutschland meine Frau kennenlernen würde und wir unsere sechs Kinder großziehen würden?
Als ich also damals bei meiner Schwester in Fürth bei Nürnberg ankam (ich hatte mich nicht angemeldet – wollte sie überraschen – es hat geklappt!), hatte ich keinen Plan, wie es weitergehen sollte. Zufälligerweise war mein Bruder Mark, der als Mechaniker bei einer so genannten „Ostmission“ arbeitete, ebenfalls zu Besuch. Er sagte mir: „Mach keine Pläne für Montag!“
Am Montag fuhren wir weiter nach Süden zum Starnberger See. Dort befand sich damals das Hauptquartier der „Untergrundevangelisation“ – einer Ostmission, die im Geheimen Bibeln, christliche Literatur und praktische Hilfsgüter nach Osteuropa transportierte. Das war nicht die „Kirche“, die ich mir vorgestellt hatte! Aber es war genau die Kirche, die ich brauchte. In den nächsten Jahren hatte ich das große Vorrecht, die Macht und Güte Gottes aus erster Hand zu erfahren. Bis dahin hatte ich nur davon gehört, wie Gott die sehenden Augen der Grenzbehörden geblendet hatte. Jetzt erlebte ich es selbst – und zwar immer öfter!
Hier ist ein Beispiel:
Ich fuhr einen von zwei Lastwagen in das damals kommunistische Polen. Wir hatten Paletten mit Lebensmitteln geladen, die um einen Kern aus Bibeln und anderen christlichen Büchern herum aufgebaut waren. Mein Kollege war bereits von den bewaffneten Behörden überprüft worden und durfte weiterfahren. Als ein Beamter auf mich zukam, schaute er mich streng an. Seine Augen sahen aus wie die Augen eines Wolfes. Sie schrien „Ich kriege dich!“. Ich hatte das Gefühl, dass es für mich vorbei war. Aber ich wusste in meinem Herzen, dass mein Gott größer ist als alle menschliche Macht auf dieser Erde, und ich hörte nicht auf zu beten!
Sehr konzentriert machte sich die Behörde an die Untersuchung der Ladung. Ich beobachtete, wie er sich Stück für Stück durch meine gesamte Ladung arbeitete und der Palette mit den illegalen Bibeln immer näherkam. Gerade, als er diese Palette durchsuchen wollte kam sein Vorgesetzter vorbei und schrie ihn an, er solle sich beeilen! Er stoppte sofort seine Suche und ich durfte weiterfahren! Wieder einmal kam die „Ladung“ erfolgreich und mit großem Segen bei den Brüdern und Schwestern an!
Man könnte meinen, dass solche Prüfungen eine Seltenheit sind – ganz im Gegenteil! Prüfungen gehören zu unserem täglichen Leben. Kann man sich darauf vorbereiten, um auf Prüfungen richtig reagieren zu können? Auf jeden Fall! Bleiben Sie in engem Kontakt mit Jesus Christus – vor allem, indem Sie Sein Wort regelmäßig lesen und verinnerlichen.
Möge Gott Sie weiterhin reichlich segnen.
Daniel Tracy
1. Vorsitzender des Internationalen Bibellehrdienstes