Wenn ich jedem einzelnen von Ihnen die Frage stellen würde, „Was halten Sie für die schwerste Prüfung, mit der Christen konfrontiert werden?“, bekäme ich wahrscheinlich viele verschiedene Antworten. Viele von Ihnen mögen von meiner eigenen Antwort auf diese Frage überrascht sein, aber sie basiert auf meiner mehr als 50-jährigen, vollzeitlichen Erfahrung im christlichen Dienst. Ich glaube, dass der ERFOLG wahrscheinlich die härteste Prüfung ist, mit der wir rechnen müssen.
Salomo warnt uns:
„Besser das Ende einer Sache als ihr Anfang, besser langmütig als hochmütig.“ (Pred 7,8)
Anders ausgedrückt: Der Ausgang eines Wettlaufs bestimmt den Sieger, nicht sein Anfang.
Ein erfahrener chinesischer Pastor, der mehr als 20 Jahre um seines Glaubens willen im Gefängnis saß und vor kurzem zum Herrn gegangen ist, machte folgende Aussage: „Ich kenne viele Menschen, die gut anfangen, aber wenige, die gut aufhören.“ Ich kann das nur bestätigen.
Im folgenden wollen wir uns einige von den Königen Israels anschauen, die als Beispiel dienen für Männer, die Erfolg hatten.
Die ersten drei Könige
Saul, der erste König, war ein starker, aussergewöhnlicher junger Mann, der schon früh in seiner Laufbahn ruhmreiche militärische Siege errungen hatte. Aber als Gott ihm den Auftrag gab, gegen die Amalekiter Krieg zu führen, ließ er sich aus Menschenfurcht dazu verleiten, dem Befehl Gottes nicht völlig Gehorsam zu leisten. Das hatte zur Folge, dass der Prophet Samuel ihm die Botschaft brachte, Gott habe ihn als König abgelehnt.
Samuels Botschaft brachte den Kern von Sauls Problem auf den Punkt:
„Wurdest du nicht, als du gering in deinen Augen warst, das Oberhaupt der Stämme Israels?“ (1 Sam 15,17)
Solange Saul demütig blieb, konnte Gott ihn segnen, aber als er stolz wurde, musste Gott ihn absetzen.
Dies trifft auf uns alle zu. Wenn wir uns in unseren eigenen Augen gering erachten, lassen wir Raum für die Größe Gottes, aber wenn wir uns in unseren eigenen Augen erhaben vorkommen, geben wir Gott keinen Raum, Seine Größe durch uns zu zu offenbaren.
Der Hochmut Sauls trieb ihn zu einem tragischen Ende. In der letzten Nacht seines Lebens konsultierte er eine Hexe, und am nächsten Tag beging er Selbstmord auf dem Schlachtfeld.
David, der nächste König, war ein Mann nach Gottes Herzen. Jahrelang musste er das Dasein eines Flüchtlings führen, verfolgt und gejagt von König Saul. Dennoch ging er aus alledem als Sieger hervor und könnte somit ein wunderschönes Zeugnis ablegen:
„Der HERR handelte an mir nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinheit meiner Hände vergalt er mir. Denn ich habe die Wege des HERRN eingehalten und bin von meinem Gott nicht gottlos abgewichen.“ (Ps 18,21-22)
Aber später änderte sich David, und seine Sprache war ebenfalls eine andere:
„Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Gnade; tilge meine Vergehen nach der Größe deiner Barmherzigkeit! Wasche mich völlig von meiner Schuld, und reinige mich von meiner Sünde!“ (Ps 51,3-4)
Was war geschehen? Warum die Veränderung? David hatte den kompletten Erfolg erfahren. Er war als König über ganz Israel eingesetzt, war siegreich über all seine Feinde und genoss die Früchte seines Erfolgs. Er brauchte keine Kriege mehr zu führen, sondern konnte zuhause in Jerusalem bleiben und sich jeden Wunsch erfüllen.
So hielt ihn auch nichts davon ab, Batseba, die Frau seines Nachbarn Uria, zu verführen und die Ermordung Urias zu veranlassen, um seine Sünde zu vertuschen. Als David erfolgreich geworden war, vergaß er die Prinzipien nach denen er gelebt hatte, bevor er König wurde.
Gott sei Dank tat David schließlich Buße und Gott vergab ihm seine Sünden. Dennoch warf die Sünde Davids einen finsteren Schatten auf seine Nachkommen, der sich von einer Generation auf die nächste übertrug. Gott warnte ihn:
„Nun denn, so soll das Schwert von deinem Haus auf ewig nicht weichen ...“ (2 Sam 12,10)
Es ist wichtig, uns immer wieder daran zu erinnern, dass Gottes Vergebung nicht unbedingt alle Konsequenzen unserer Sünden null und nichtig macht.
Davids Sohn Salomo, der nach ihm König wurde, war von Gott auserwählt und wurde von ihm geliebt. Weil er demütig seinen Mangel an Weisheit anerkannte, gab ihm Gott darüber hinaus auch noch Reichtum und Ehre. Er wurde der weiseste, reichste und berühmteste aller Könige Israels.
Aber trotz all seiner Weisheit hat Salomo den Test des Erfolgs nicht bestanden.
„Und es geschah zu der Zeit, als Salomo alt geworden war, da wendeten seine Frauen sein Herz anderen Göttern zu ...
So lief Salomo der Astarte nach, der Gottheit der Zidonier, und Milkom, dem Gräuel der Ammoniter. 6 Und Salomo tat, was böse war in den Augen des HERRN ...“ (1 Kön 11,4-6)
Trotz seines ruhmreichen Anfangs starb Salomo als Götzenanbeter.
Zwei weitere Könige
Nach Salomo wurde das Königreich geteilt. Alle Könige Israels, des nördlichen Königreichs, wurden zu Götzenanbetern und wurden vom Herrn abgelehnt. Viele der Könige des südlichen Königreichs, Juda, fielen ebenfalls vom Herrn ab und wandten sich dem Götzendienst zu. Es gab jedoch auch einige Könige in Juda, die wirklich rechtschaffen waren. Dennoch bestand keiner von ihnen völlig den Test des Erfolgs.
Hiskia, zum Beispiel, führte weitreichende Reformen ein und führte auch die wahre Anbetung Gottes wieder ein. Als Sennacherib, der König von Assyrien, Jerusalem belagerte, schritt der Herr ein und setzte Hiskia und sein Volk durch ein Wunder frei.
Später, als Hiskia todkrank war, heilte ihn Gott nicht nur, sondern gab ihm auch ein wunderbares Zeichen, indem er den Lauf der Sonne änderte. Darüber hinaus versprach er ihm fünfzehn weitere Lebensjahre.
Das wunderbare Zeichen in der Sonne verbreitete den Ruhm Hiskias zu anderen Nationen und führte dazu, dass Botschafter aus Babylon angereist kamen. Hiskia fühlte sich geschmeichelt von der Aufmerksamkeit, die sie ihm entgegenbrachten und zeigte ihnen alles Wertvolle in seinem Königreich. Er versäumte jedoch, Gott die Ehre dafür zu geben!
In der Schrift finden wir zwei aufschlussreiche Kommentare über Hiskias Verhaltensweise:
„Aber Hiskia vergalt nicht die Wohltat, [die] an ihm [erwiesen worden war], denn sein Herz wurde hochmütig.“ (2 Chr 32,25)
„So war es auch bei den Gesandten der Obersten von Babel, die zu ihm gesandt hatten, um nach dem Wunderzeichen zu fragen, das im Land geschehen war. Da ließ Gott ihn allein, um ihn zu prüfen, damit er alles erkannte, was in seinem Herzen war.“ (2 Chr 32,31)
Von Hiskia können wir zwei Dinge lernen:
Erstens: Wenn Gott ein besonderes Wunder für Sie tut, dann bedeutet das nicht, dass Sie deshalb eine besondere Person sind – es bedeutet nur, dass Sie einen besonderen Gott haben.
Zweitens: Wenn Gott Seine Gegenwart zurückzieht und anscheinend nicht aktiv in Ihrem Leben wirkt, dann kann das bedeuten, dass Er Sie testet, um zu sehen, wie Sie sich verhalten, wenn Sie auf sich alleine gestellt sind.
In der späteren Geschichte Judas gab es noch einen anderen König, der rechtschaffen war – Josia. Wie Hiskia führte auch Josia radikale Reformen durch und führte von neuem die wahre Anbetung Gottes ein. Ausserdem zerstörte er den Götzenaltar in Bethel im nördlichen Königreich.
Der Erfolg machte Josia jedoch selbstsicher und verleitete ihn zu unüberlegtem Handeln. Ohne den Herrn um Rat zu fragen und trotz ernsthafter Warnungen, zog er in den Krieg gegen Necho, den König von Ägypten, und kam auf dem Schlachtfeld um. Mit ihm erlosch der letzte Hoffnungsschimmer für Juda.
Erfolgreiche Männer im Neuen Testament
Was hat das Neue Testament zu diesem Thema zu sagen? Setzt es andere Maßstäbe? Wir wollen uns nun die bekanntesten Persönlichkeiten näher anschauen: Jesus selbst und drei Seiner bedeutendsten Jünger – Petrus, Johannes und Paulus. Wie endete ihr Leben?
Jesus – der perfekte, sündenfreie Sohn Gottes – ist natürlich einzigartig. Er erlitt nie irgendwelche Misserfolge. Dennoch beendete Er Sein Leben am Kreuz – nackt und dem Spott der Sünder preisgegeben. Das war das letzte Mal, dass die Welt Ihn sah. Seine anschließende Auferstehung und die Herrlichkeit danach wurde nur den „von Gott zuvor erwählten Zeugen“ (Apg 10,41) offenbart. In den Augen der Welt hat Gott jedoch nie für Klarheit gesorgt.
Wie stand es mit Petrus, dem Oberhaupt der zwölf Apostel? Nach zuverlässiger Überlieferung kam Petrus ebenfalls am Kreuz ums Leben – mit dem Kopf nach unten hängend, da er sich nicht für würdig hielt, auf die gleiche Art und Weise zu leiden wie sein Herr.
Wir besitzen kein glaubwürdiges Zeugnis über den Tod von Johannes, aber wir wissen, dass er gegen Ende seines Lebens auf die unfruchtbare, felsige Insel Patmos verbannt wurde, wo er die im Buch der Offenbarung geschilderten Visionen empfing.
Was Paulus anbelangt, so stehen uns seine eigenen Aussagen über seine Lebensweise sowie die der übrigen Apostel zur Verfügung:
„Bis zur jetzigen Stunde leiden wir sowohl Hunger als Durst und sind nackt und werden mit Fäusten geschlagen und haben keine bestimmte Wohnung und mühen uns ab und arbeiten mit unseren eignen Händen. Geschmäht, segnen wir; verfolgt, dulden wir; gelästert, reden wir gut zu; wie Auskehricht der Welt sind wir gerworden, ein Abschaum aller bis jetzt.“ (1 Kor 4,11-13)
Nach einem mächtigen Dienst und außerordentlichen Wundern, die die nicht-jüdische Welt für das Evangelium zugängig machten, landete Paulus schließlich in Ketten in einem kalten, römischen Kerker, verlassen von einigen seiner engsten Mitarbeiter. Von dort aus wurde er zur öffentlichen Hinrichtung hinausgeführt und enthauptet.
Bedeuten diese Fakten in Bezug auf Jesus, Petrus, Johannes und Paulus, dass alle engagierten Christen notwendigerweise den Märtyrertod sterben müssen? Oder dass engagierte Christen niemals wohlhabend sein können? Nein! Aber eines heben sie ganz klar hervor: Wir dürfen es niemals zulassen, dass die Welt uns dazu verführt, ihre Maßstäbe für Erfolg anzunehmen. Wir dürfen niemals die Anerkennung der Welt zu unserem Ziel machen. Das Verlangen nach Popularität ist immer gefährlich.
Jesus hat uns eindringlich davor gewarnt. Er sagte zu den Pharisäern:
„... denn was unter den Menschen hoch ist, ist ein Greuel vor Gott.“ (Lk 16,15)
Zu Seinen Jüngern sagte Er:
„Wehe, wenn alle Menschen gut von euch reden, denn ebenso taten ihre Väter den falschen Propheten.“ (Lk 6,26)
Der Schlüssel zum wahren Erfolg
In Gedanken habe ich das Ende dieser fünf Könige mit dem von Jesus und Seinen Jüngern verglichen. Ich habe mich gefragt: Was ist der Schlüssel zu anhaltendem Erfolg? Der Herr hat mir dazu zwei Bibelstellen gezeigt. Erstens, die Worte von Paulus in 1 Kor 7,25:
„... ich gebe aber meine Meinung als einer, der vom Herrn Barmherzigkeit empfangen hat.“
Mir wurde bewusst, dass ich völlig von der Gnade Gottes abhängig sein muss, um treu sein zu können. Es gibt nichts anderes, auf das ich mich verlassen kann: Weder meine akademische Ausbildung, meine geistlichen Gaben, meine bisherigen Erfolge noch mein langjähriger christlicher Dienst. Nur eines kann mich dazu veranlassen, treu zu bleiben: Die Gnade Gottes.
Der Hauptzweck meines Lebens muss darin bestehen, mich bewusst und kontinuierlich von der Gnade Gottes abhängig zu machen. Ich muss auf der Hut sein vor allem, das dieses Bewusstsein meiner Abhängigkeit verwischen oder schwächen könnte. Ganz besonders muss ich wachsam sein gegenüber jeder Art von Stolz, der im Grunde genommen besagt, dass man sich nur auf sich selbst verlassen kann.
Zweitens, die Worte Jesu in Johannes 4,34:
„Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe.“
Die Speise Jesu – die Quelle Seines Lebens und Seiner Kraft – war Seine unerschütterliche Entschlossenheit, Gottes Willen zu tun bis zum Ende Seines Lebens. Das ist der wahre Erfolg, den wir alle anstreben müssen.